Filmkritik: "American Hustle" - die erste halbe Stunde

Ein bisserl betrogen kam ich mir schon vor: "American Hustle" - das klingt wie eine Wiederbelebung der genialen britischen Serie "Hustle" (Link), die das Leben einer sympathischen aber betrügerischen Bande beschreibt. Sehr zu empfehlen - aber leider nicht dieser Film.

"American Hustle" faszinierte mich etwa 15 Minuten. Anfangs durch die andauernd wechselnde Ich - Erzählperspektive. Später durch Amy Adams Auftritte, die permanent die männliche Frage im Raum stehen ließen, wann den das doppelseitige Klebeband versagen und der folgende Bekleidungsunfall dem Film endlich interessante Einblicke verschaffen würde. Man mag mir vorwerfen, jedes Haar in der Suppe zu suchen, Christian Bale aber verbringt gefühlte Stunden vor dem Spiegel, selbiges (mit viel Kleber, Spucke und einem Toupet) auf den gewünschten 70er Jahre Look zu trimmen.

Ausdrücklich erähne ich die unglaubliche Leistung dieses Schauspielers: man erkennt ihn wirklich kaum in der Rolle. Dieser Mensch wandelt an der Grenze der Selbstaufopferung für eine Rolle - ein Talent zwischen Genie und Wahnsinn.

Viel mehr passiert in der ersten halben Stunde nicht. Ein paar Fensterscheiben gehen noch zu Bruch und Bradley Cooper darf einen Scheck überreichen.

Und dann hatte ich keine Lust mehr.

Die IMDb weiß, dass ein Grossteil der Dialoge improvisiert wurden. Und so klingt es leider (selbst nach der Synchronisation) auch an einigen Stellen.

Ich bevorzuge Filme, mit mehr Drive. "Oceans 11-13" oder "Die Thomas Crown Affaire" oder "Der Clou" - das ist Kino! Von "American Hustle" bleibt nicht mehr als das wohlige Gefühl, das eine nebenwirkungsfreie Schlaftablette hinterlässt.