Kritik "Sherlock" Staffel 3

"Habt Ihr mich vermisst?"

Sehr lange mussten die Fans auf die Auflösung um die Wiederauferstehung des Meisterdetektivs warten. In der literarischen Vorlage ließ Sir Arthur Conan Doyle seinen Schützling, dessen er inzwischen überdrüssig geworden war, im Roman "Das letzte Problem" 1893 endgültig - wie er glaubte - sterben (mehr dazu hier). Im Gegensatz zu Doyle durfte Chefautor Steven Moffat ("Doctor Who", "Coupling") Sherlocks Tod  in der sicheren Gewissheit inszenieren, seinen Helden in Staffel 3 wiederauferstehen lassen zu dürfen.

Staffel 3 - Gesamteindruck

Enttäuscht und doch zufrieden - so fühlte ich mich nach dem "Sherlock Marathon". 

Ich fasse mich im spoilerfreien Teil kurz: Wer die ersten Staffeln mochte, wird diese sowieso angucken. Es lohnt auf jeden Fall. Allein der großartigen Schauspieler, der visuellen Qualität und nicht zuletzt der Storyline wegen. 

Ganz kurz könnte man die Staffel 3 so zusammenfassen: "Sherlock versucht mit dem realen Leben klarzu kommen" (siehe auch dieses Interview).

Mit etwas Ernüchterung mag man die Auflösung der "Fragen der Fragen" sehen. Aber dazu kommen wir nach dem Trailer im Spoilerteil....

 

/* Spoiler - wie hat Sherlock überlebt */

Steven Moffat erklärt im "Making of" der Bluray wie gross das öffentliche Interesse nach dem Ende der Staffel 2 an der Auflösung des Rätsels war.

Deswegen wurden die verschiedenen Szenarien (die wir in der ersten Episode sehen) so gut es ging am Stück gedreht. Damit war es möglich, trotz unvermeidlicher Aussenaufnahmen von Sherlocks Sturz (und der Präsenz der Presse), das Geheimnis um den wahren Trick einigermassen zu bewahren.

Denn nur die Variante 3 - Sherlock stürzt auf ein Luftkissen und Watson wird durch einen kleinen Verkehrsunfall abgelenkt - kann plausibel sein. Etwas später im Interview raubt Steven Moffat dem Zuschauer allerdings jede Illusion. Sherlock bleibt Sherlock und warum sollte er alle Tricks verraten. 

Die beiden Autoren (Moffat und "Mycroft" Mark Gatiss) beziehen sich auf "A Study in Terror" (1965) in der Sherlock aus einem brennenden Haus entkommt und als Erklärung nur "ich bin eben unzerstörbar" zum besten gibt. Mit einem beinahe sichtbaren Zwinkern lassen die Kreativen "ihren" Sherlock gegen Ende dieser Episode genau jenen Satz zitieren.

Ich fand diese Lösung wirklich zu einfach. Für den Fan klingt es nach "nehmt diese Erklärung und wenn sie Euch zu simpel erscheint, bastelt Euch eine andere. Moffat vertritt die Meinung, das Rätsel selbst wäre mehr Spaß als die Lösung. Ich erlaube mir eine andere Sichtweise: "Keine Kunst das ist - Rätsel in den Raum zu stellen - eine gute Auflösung bringen, Du musst!"

Geniale Momente...

Die Hochzeitsrede. Die Autoren kämpften mit einer Zwickmühle. Sherlock musste entweder die schlechteste oder beste Rede aller Zeiten halten. Wie sie es gelöst haben, erschüttert und beeindruckt. Sherlock benimmt sich vollkommen daneben, rührt die Anwesenden zu Tränen und klärt einen Fall auf. Ganz grosses Kino, ganz grosser Sherlock!

Das Ende der Staffel 3

Die dritte Episode hält, was die erste hätte versprechen sollen: die losen Enden (was sollte der Doktor im Scheiterhaufen?) verknüpfen sich und diese Staffel findet einen sauberen Abschluss mit einem kleinen Cliffhanger, der nach ein paar Sekunden Abspann zu einem richtig großen wird.

Wie hat Moriarty überlebt? 

Ich mutmaße (wir kennen ja Moffats Tricks inzwischen), dass der Professor nicht selbst überlebt hat - das wäre schon ein starkes Stück. Aber warten wir ab.

Sherlock will return. Wir hatten ihn vermisst.