Filmkritik: "All is lost"

Mag der Titel auch so klingen, "All ist lost" verkauft uns keine Neuverfilmung der Bankenkrise. Vielmehr kämpft In diesem bemerkenswert dialogarmen Film Robert Redford mit den Untiefen des weiten Ozeans, den Unbillen des Wetters und hat einfach nur einen tierisch schlechten Tag.

Handlung

Herr Redfords Schiff erleidet einen "Auffahrunfall" eines Schuh-Containers (manche Mädels hätten da vor Freude geschrien). Flink schnappt der McGyver im Segler Outfit sein Flickzeug, pappt das schon bedrohlich voll Wasser laufende Schiff wieder zusammen und legt seinen Kahn trocken. Das Schicksal hat aber noch nicht alle Karten gegen Robert ausgespielt und so wird die Lage auf hoher See immer brenzliger...

Meinung

"Der alte Mann und das Meer" so könnte man den Film untertiteln. Ein Film, der mich zwischendurch in den Bann seines Ereignis-Strudels gerissen, am Ende dann aber doch halbverhungert und ertrunken zurückgelassen hat. Ein paar spoiler-behaftete Zusatzbemerkungen nach dem Trailer...

Redford liefert eine unglaubliche Leistung ab. Er wirkt authentisch in seiner sprachlosen Verzweiflung. Man möchte ihm zurufen "Du schaffst das". Immer und immer wieder.

Und genau da hat mich der Film verloren. Nicht, weil ich die Leistungen dieses Schauspielers nicht schätzen könnte oder die technische Perfektion der Umsetzung nicht anerkenne - schlicht und einfach hat mich irgendwann die Erkenntnis gepackt, dass dieser permanente Katastrophenfilm genauso beinahe 2 h weitergehen wird. 

Im Unterschied zu Gravtiy (Link auf meine Kritik jenes Films) baut sich in "All is lost" eigentlich in der ersten Stunde wenig Spannung auf. Einzig die Erkenntnis der Hoffnungslosigkeit bahnt sich mehr und mehr ihren Weg durch den Sturm der Ereignisse, die nicht immer ganz klar werden.

Wo sonst Dialoge den segelkundlich unbedarften Zuschauer im Verständnis unterstützen könnten, fehlt hier jede Erklärung. Sofern man nicht zufällig mit dem Wissen gesegnet wurde, wie ein Treibanker (hier der Link zum Thema) funktioniert, wird man anfangs etwas planlos Robert bei seinem Tun zusehen und nur den Kopf schütteln. Was passiert hier?

 

Am Ende des F1lms: Ein großartiger Schauspieler in einem Film für Filmkritiker und Schüler, die einen Problemaufsatz zu schreiben haben. Wer an dem "Outcast" Szenario Interesse findet, sollte den gleichnamigen Film mit Tom Hanks oder den erwähnten "Gravity" bevorzugen.

 

IMDB Rating: 6,9  - Rotten Tomatoes: 93% (63% Audience)

/* Spoiler - Das Ende von "All is Lost" */

Der Container

Viele Segler fürchten sich vor verlorenen schwimmenden Containern. Das Szenario scheint plausibel. Auch wie er mit dem Schleppanker umgeht, scheint unter Seglern so üblich zu sein.

Die Technik

Mich wunderte, dass die Batterie (die im Salzwasser lag) überhaupt noch Strom lieferte und kurz das Funkgerät betrieb. 

Man sah ihn auch kurz ein Satellitentelefon in der Hand halten und mit Wasser auswaschen. Hier hätte ich auf hoher See eine spritzwasserfeste Ausführung gewählt.

Nachdem die Navigation versagt, ortet er sich mit einem Sextanten ein. Zusammen mit der Uhrzeit kann er damit seine Lage bestimmen. Er scheint auf befahrene Wege zuzufahren.

Das Ende

fand ich unglaublich spannend.

1. Warum sehen ihn die Frachter nicht? Das halte ich für realistisch. Diese Schiffe fahren hablwegs auf Autopilot und Radar ihre Routen ab. Ein kleines Boot am Rande fällt da nicht auf.

2. (Über)Lebt er am Ende. Das bleibt wohl absichtlich offen. In der metaphysischen Deutung ergreift er am Ende die "letzte rettende" Hand (und wird ins Licht gezogen).