Dunkirk - ein paar kritische Gedanken zur Message und Logiklöchern

Diese Kritik gibt es auch in Videoform (siehe am Ende des Posts).

Zum Film (Spoilerfrei)

Das Wikipedia Stichwort zum geschichtlichen Kontext lautet "Schlacht von Dünkirchen" (Link): Über 300.000 britische und englische Soldaten stehen gestrandet am Strand herum und sollen gerettet werden, bevor die Deutschen sie niedermetzeln. Die Handlung fokussiert dabei immer wieder auf einzelne Schicksale - teilweise auch auf verschiedenen verschobenen Zeitebenen.

Der Film erschüttert. Krieg ist keine heroische Sache. Soweit weiß der Film zu gefallen. Eher unblutig (aber trotzdem grausam) metzelt er kommentarlos hunderte Menschen dahin. Ein beeindruckendes Werk - bei dem ich (für mich) aber trotzdem zweifele, ob ich ihn in der Kategorie "muss man gesehen haben" ablegen werde.

Kritik

(Spoilerfrei bis zur "roten Zone" - wer den Film in Hoffnung auf unerwartete Story-Twists konsumieren möchte, hat sich sowieso in die falsche Vorstellung gesetzt).

Geniale Ideen kollidieren mit dumpfem Unfug. So wird "der Feind" nur einmal kurz schemenhaft dargestellt und bleibt sonst immer unsichtbar (aber tödlich). Kombiniert mit der bedrückenden Musik von Hans Zimmer und dem genial depressiven Set Design werden Trostlosigkeit und Angst gekonnt transportiert.

Am Ende wollen sich beinahe alle nur selbst retten. Da findet sich nichts heroisches. Die Menschen scheinen grau und austauschbar. Für die Message funktioniert die Idee, aber nicht für die Identifikation des Zuschauers mit den Protagonisten. Beinahe alle wirken austauschbar. Ich verlor bald das Interesse, wer ertrinkt und wer nicht (das klingt zynisch! Ich denke, dies war sogar als Wirkung beabsichtigt!).

Eher seltsam mutet die fehlende Masse an Menschen an. Der Film erweckt nicht den Eindruck der 300.000 Menschen am Strand, die in der Geschichtsschreibung zitiert werden.

Als nervig empfand ich die überflüssigen Sprünge in der Zeitlinie. Sie verwirren mehr als sie zur Handlung beitragen. Ein völlig sinnloses Stilmittel in diesem Genre.

"Rote Spoiler Zone"

Zwei Helden - mehr hat der Film nicht zu bieten. Und das meine ich nicht als Kritik, sondern anerkennend: Der Junge, der völlig sinnlos durch den Sturz stirbt und die "freiwillige Masse" an zivilen Rettungsboten.

Auch die Piloten erkämpfen sich einen Platz im Heldenbuch der Geschichte - aber ich habe da handlungstechnisch ein paar Probleme:

Der zweite Pilot: Warum kratzt er nicht die Kurve, bevor er beim Feind landet? Platz wäre genug für eine eine Wende gewesen. Seine Kameraden standen noch am Strand. Das Flugzeug wurde sowieso zerstört. Ich verstehe diese Szene nicht. In der Regel erwartet der Zuschauer hier eine Kamikaze-Sebstaufopferung - nicht ein "sich gefangen nehmen lassen" (was man bei einem Offizier durchaus als kritisch sehen kann, da er dem Feind ja durchaus nützliche Informationen liefern kann).

Überhaupt schien der Plot um die beiden Piloten vorhersehbar. Schon nach der ersten "Gallonenfrage" war klar: "ihr werdet nie zurückfliegen" - auch wurde der "Reserve" Treibstoff Schalter sehr oft gezeigt.

Die Rettung des ersten Piloten: Er kann die Kanzel nicht öffnen. Seine Waffe scheint nass geworden zu sein. Die Internet "Fachwelt" streitet sich, ob eine Pistole nass schießen kann - die Mehrheit tendiert zu "Ja". 
Er versucht vergeblich, die Kanzel von innen zu zerschlagen. Von außen gelingt das aber mit dem Haken problemlos. Dies erscheint (vor allem bei einer Kunststoff Kanzel extrem unlogisch). Ich würde eher wetten, dass sich diese Konstruktion leichter von innen als von außen zerstören lassen sollte.

Schiffe lassen sich leicht versenken: Der Film stellt das Versenken von Kriegsschiffen als recht einfache Geschichte dar. Längeres Wühlen konnte hier keine Klarheit bringen. Wer mehr Details weiß, darf sich gerne bei mir melden (siehe Impressum).

Warum rückten Hitlers Truppen nicht weiter vor und vernichteten die Truppen der Alliierten?
Hierzu gibt es keine sichere Info, aber ein paar Theorien:
"Die Welt" (Link) deutet an, Hitler wollte möglicherweise seine Panzer schützen, dem die Briten mit ihrem "Matilda II" schon einmal eine schwere Niederlage beibrachten. Eine zweite Deutung geht in Richtung eines versteckten Angebots an die Briten (beide Varianten werden für eher unwahrscheinlich gehalten).
Am glaubhaftesten wirkt heute (Link) die Theorie, Hitler hätte aus Gründen des internen Machterhalts die "Halt" Anweisung durchsetzen müssen (diese wurde ein paar Tage später aufgehoben, was ausreichte, die Evakuierung durchzuführen).

 

Trailer

 

Meine Kritik in Videoform

 

 

 


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