Serienkritik: "House of cards" Season 2

Das Polit-Schachspiel geht weiter....

Rückblick.

Kevin Spacey ("Frank Underwood") - ein (nennen wir ihn vorsichtig) "ziemlich ehrgeiziger" Kongressabgeordneter - hat sein Leben seiner Karriere untergeordnet. Gleich zum Seasonauftakt erleben wir, wie Frank um das versprochene Amt des Aussenministers betrogen wird. Er fasst einen Entschluss und beginnt, sein intimes Wissen um den Politfilz im weissen Haus und seine Begabung, Menschen zu steuern auszunutzen. Wer Season 1 nicht gesehen hat, sollte das nachholen, bevor er weiterliest (Spoiler ahead!).

Sein Plan steht fest. Er wird sich an denen rächen, die ihn hintergangen haben - die Frage bleibt: wird sein gekränkter Solz damit zufrieden sein?

Season 2 - und es wird ein Gemetzel

Recht früh fällt dieser Satz - wenige Schlachten werden durch Taktieren, viele jedoch durch Gemetzel gewonnen. Der Ausspruch könnte für das Motto der gesamten Season stehen.

Kevin Spacey füllt die Rolle mit sichtbarem Genuss. Wie gewohnt überschreitet er die üblichen Sehgewohnheiten und spricht den Zuschauer direkt an. Eine neue Erfahrung für den Zuschauer, die hier aber vortrefflich funktioniert. Vor allem dann, wenn Frank seine eigenen Aussagen im Dialog mit seinen  Widersachern gegenüber dem Zuschauer sofort mit einem Augenzwinkern negieren kann und damit keinen Zweifel lässt, wie rücksichtslos und vollkommen fokussiert er seinen großen Plan verfolgt.

House of Cards spart an Action und billigen Effekten. Die Produktionsqualität bleibt durchgehend auf hohem optischen und inhaltlichen Niveau. 

Die Season gefällt und bleibt die einzig logische Fortsetzung des ersten "Kapitels". Einige Teilepisoden wirken unmotiviert eingeworfen und trüben den Gesamteindruck. Handlungsstränge scheinen zusammenhanglos begonnen (mehr im Spoilerbereich nach dem Trailer) und verdursten irgendwo auf der Strecke - wohl als Vorbereitung zu Season 3.

Und das stört mich. Der "Homeland" Effekt zeichnet sich ab. Die Serie darf nicht enden und so muss genug "in der Luft" bleiben, damit es weitergehen kann.

Schade.

Am Ende des F1lms / Ser1e: Wer Season 1 mochte, muß Season 2 sehen!

Ich empfehle die englische Variante und muss aber zugeben, dass mich an einigen Stellen die Komplexität der Handlung zu Untertiteln gezwungen hat.

Hier geht´s weiter zur Kritik der Season 3: Link auf meine Kritik.

 

/* Spoiler */

“A great man once said, everything is about sex. Except sex. Sex is power.” (gesehen hier)

Die Beziehung zwischen Frank und Claire...

...war schon immer eine Besondere. In Season zwei werden wir mit einer Variante von Franks Sexualität konfrontiert, die manch einen überrascht haben mag.
Frank, Claire und ihr Leibwächter tauschen Zärtlichkeiten aus. Der sich anbahnende "flotte Dreier" verwirrt. Eine genaue Analyse der Szene hilft: und führt zur - für mich besten - Interpretation (es lohnt sich, die Szene hier nochmals anzusehen und auf die Blicke zwischen den Personen zu achten - ich gebe die referenzierte Interpretation mit eigenen Worten wieder):
Frank Underwoods sexuelle Ausrichtung bleibt - wie seine Moral - fliessend. Angepasst an die Situation. Claire gibt in dieser Szene quasi ihren Segen für Franks "Zwischenspiel" mit seinem Leibwächter (an dem sie nicht teilnehmen wird). Am nächsten Morgen meint sie sinngemäss auf seine Aussage "Ich habe wie ein Baby geschlafen" mit "Du brauchtest das" (dieser kleiner Satz entfaltet eine geniale Zweideutigkeit. Bezieht sich "das" auf Franks Schlafmangel oder heilte die letzte Nacht ein anderes Defizit - wir kennen wohl die Antwort).

Lose Enden....

... gibt es viel zu viele. Da war ja noch der Hacker, der am Ende gerade noch den Spiess umdreht. Und das war es dann. Dieser gesamte Handlungsstrang scheint in Season 2 vollkommen überflüssig. Eine mögliche Verwertung als "Whistleblower" in Season 3 drängt sich auf.

Dagagen wirkt Stampers Tod und die Komplikationen, die daraus entstehen werden, wie ein gut plazierter Cliffhanger. Auch der Journalist im Gefängnis und Christinas Flucht. Hier wurden schon die Schlaglöcher gegraben, denen Frank auf seinem Weg durch die Präsidentschaft umfahren muss.

(Editiert nach Sichten der Season 3 - Stamper hat den Anschlag überlebt!).

"Demokratie wird überbewertet." (Frank Underwood)