Filme für Deutschlehrer: "Predestination"

Das "Henne-Ei" Problem.

Im Sumpf der handelsüblichen Film-Stangenware ragt dieser Film wie ein einsames Bollwerk aus dem allgegenwärtigen Einheitssumpf der simplifizierten Actionpampe. Eine wohldurchdachte philosophische Story versucht, ihren Weg zum Zuschauer zu finden - basierend auf der Geschichte "All you Zombies" von Robert A. Heinlein (Link). Doch mit dem vorher genannten Bollwerk verhält es sich wie mit Beton - "es kommt darauf an, was man daraus macht"...

Um was geht es überhaupt?

Der Film beginnt mit der Geschichte eines Zeitreisenden. Er jagt den sogenannten "Fizzle" Bomber. Einen sehr bösen Terroristen (quasi die "Zeitachse des Bösen"), der viele Menschen auf dem Gewissen hat und sich bisher dem Zugriff des Zeitreisebüros stetig entziehen konnte (scheint wohl ein vierdimensionales "Cleverle" zu  sein!). Aus Andeutungen der Handelnden wird schnell deutlich, wie verwurschtelt die Story wohl sein muss. Eine Metapher bleibt kennzeichnend für den gesamten Film: Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Mehr will ich nicht verraten (aber ich könnte - siehe Spoilerteil nach dem Trailer).

Der Film lässt sich viel Zeit. So versumpft die erste Stunde beinahe im Kneipengetratsche einer frustrierten alleinerziehenden Mutter. Auch wenn ihre Story durchaus ungewöhnlich - ja sogar phantastisch und unglaubwürdig wirkt. Doch dann... der Spannungslevel hebt sich merklich. Niemand sollte aber einen actiongeladenen Reißer oder eine neue "Timecop" Variante erwarten (so schlecht ist "Predestionation" auch wieder nicht). Letztendlich wird das Ausharren aber doch belohnt. Mit einem Twist, der sich durchaus gewaschen hat (je nach Seh-Erfahrung im Zeitreise Genre).

Aber: Enttäuschung war das erste, was mir in den Sinn kam. Ich sehe sehr wohl die Liebe zum Detail mit der dieser Streifen abseits des filmischen Massentourismus, in Szene gesetzt wurde. Ich sehe auch die Tiefe und Genialität der Story. Für dieses Ende hat sich der Film für mich zu viel Zeit gelassen. Mehr im Spoilerteil.

 


Der Sinn hinter Predestionation / InterpreTation / Zeitschleifen

So kam es also: aus Jane wurde Joe. Und dann beginnt das Chaos, Jane ist ihre eigene Mutter (denn der Timecop hat ihr Baby in der Zeit zurück ins Waisenhaus gebracht). Jane hat sich in sich selbst verliebt und sich selbst gezeugt (interessante Frage: wurde ihre Zweigeschlechtlichkeit durch den Zeitsprung als Baby erzeugt?). Wir finden uns wieder mit dem Bild der Schlange oder auch dem "Henne-Ei-Problem" konfrontiert.

Das Drehbuch setzt noch einen drauf. Timecop rekrutiert Joe für "das Büro". Joe wird zum Timecop (in der Zukunft). Aber die viele Reiserei beginnt, ihn irre zu machen. Er trifft sich selbst. Der eigentliche Bomber, den er immer jagte. Mit einem Ordner, der alle seine Taten rechtfertigte (da er Unterlagen zu Ereignissen als Zeitungsausschnitte zeigt, die nie eintraten aufgrund seiner Verbrechen).

Timecop tötet den Bomber und beginnt mit diesen Unterlagen als Vorlage, die Taten zu begehen, die er einfach begehen muss, damit sich der Kreis schließt.

Somit ist die Story komplett. Jane, Joe und Timecop haben keine Familie. Entstanden aus einer Art Anomalie (so wie im Vakuum Teilchen und Antiteilchen aus dem Nichts entstehen und sich energieneutral wieder vernichten). Eine der Theorien, nach der auch unser Universum aus dem "Nichts" entstanden sein könnte. Und ab hier kann der Zuschauer ganz beruhigt den Verstand verlieren.

Seitennotiz: Joe gibt sich selbst immer wieder die Chance, sich selbst zu töten. Rettet sich dann aber immer doch wieder: Das erste Mal als er Jane den Revolver gibt...