Zerobrain... und die Xenon Scheinwerfer.
/Die Scheinwerfer unserer Fortbewegungsmittel sind immerwährender Quell akuter Tuning Anfälle ihrer Besitzer. Manchmal mehr, machmal weniger erfolgreich. Immer weniger sieht man zum Glück inzwischen diejenigen, die mit bläulich schimmernden Halogenscheinwerfern dem "Xenon Look" nacheifern wollen. Es sieht doch einfach nur grausig aus.
Für Schnellleser: Die kursiven Textstellen liefern Detailinfos oder enthalten Warnungen.
"Technischer Hintergrund": diese Halogenbirnchen haben eine Beschichtung, die das Licht bläulicher erscheinen lassen. Die Beschichtung kann aber kein zusätzliches Licht erzeugen (sondern nur filtern). Folglich sind diese "getunten" Scheinwerfer entweder dunkler, fahren mit mehr Leistung (für die gleiche Lichtmenge) oder sie verkürzen die Lebensdauer des Glühfadens. => Blöde Idee!
Manche Hersteller bieten alternativ "long life" und "ultrabright" für ihre Glühbirnchen an. Hier wurde also ein Kompromiss gemacht. Ich rate zu "long life".
Grundsätzlich halte ich nichts davon, bestehende Lichtsysteme beim Auto zu weit zu verändern und auf gar keinen Fall darf durch die Änderung die Zulassung verloren gehen!
Zurück zum "Xenon" Licht (der Name ist eigentlich falsch, aber lassen wir das mal unters Auto fallen). Hier handelt es sich um sehr spezielle Gasentladungsbirnchen, die mit Hochspannung gespeist werden. Die beste umfassende Erklärung liefert immernoch die "Xenonlicht FAQ".
Achtung: Wer auch immer auf die Idee kommt, selbst an diesem Teil des Autos rumzuschrauben, sollte sich klar sein, dass die Teile unter Hochspannung (tödlich) stehen und unter Gasdruck gesetzt wurden. Bei unachtsamem Hantieren kann bei einer Explosion der Dinger Schaden an Euren Pfoten oder anderen Organen in Flugrichtung der Glassplitter entstehen. Wer das nicht versteht: HÄNDE WEG! Schutzbrille und Handschuhe tragen.
Motivation: So ein Xenon Licht hält im Auto etwa 2000 Stunden. Bei meinem Audi TT 8J kamen (schätzungsweise) etwa an die 1000 Betriebsstunden des Lichts zusammen (das ist eher viel). Man könnte meinen, dass es somit noch keinen Sinn macht, über einen Wechsel der Birnchen nachzudenken...
Vergleich alter und neuer Xenon Brenner
Auf der rechten Seite erkennt man den Brenner mit dem das Auto ausgeliefert wurde. Was in dem magischen Glaskolben abläuft ist mir im Detail schleierhaft. Nur soviel: durch die Gaszusammensetzung lässt sich die "Lichtfarbe" (Lichttemperatur) beeinflussen. Die Zusammensetzung dieses Gases ändert sich auch mit der Betriebsdauer und damit kann (!) sich sowohl die Lichtfarbe als auch die Lichtausbeute ändern. Deswegen macht es meiner Meinung nach Sinn, nach etwa 1000h (bei mit 7 Jahre) die Birnen zu tauschen.
Notiz: "Colormatch" Brenner leuchteln etwas bläulicher und wurden entwickelt, da die älteren Xenons mit der Zeit blauer wurden. Gibt eine der beiden den Geist auf und der Besitzer will nicht beide wechseln lassen, ersetzt man nur eine durch einen "blauen" Brenner, der jetzt besser passt. Ganz grosser BULLSHIT. Aber diese Brenner sind recht beliebt, weil sie zugelassen und eben blauer sind. Das ist OK!
Bei verschiedenen Händlern gibt es verschieden billige Kolben, auch sind inzwischen gefälschte Lampen im Umlauf - mit denen hat man dann wenig Spass (wenn sie nicht schon nach ein paar Stunden die Farbe wechseln und / oder durchknallen). Wer also selbst Hand anlegen möchte, sollte sicherstellen, einen vertrauenswürdigen Händler zu erwischen.
In letzter Zeit werden die Neuwagen meist mit weniger blau leuchtenden Scheinwerfern ausgerüstet. Die Besitzer von Sportwagen tendieren eher dazu, bläulicheres Licht zu bevorzugen. Hier kann der Birnenwechsel schon aus Tuning Gründen auf der "To-Do Liste" stehen.
Verschwörungstheorie: Kann es sein, dass die Hersteller langfristig daran arbeiten, sich von den "neuen" LED Scheinwerfern (die garantiert wieder kalt/blau leuchten werden) abzusetzen. Also das LEDs blau (=teuer) leuchten und die Xenons deswegen jetzt "rötlicher" verkauft werden. Nur eine Vermutung.
Ich habe Stunden mit der Auswahl des Brenners verbracht - vollkommen vertane Lebenszeit! Deshalb hier in Kürze: Ich wollte einen zugelassenen Ersatz mit eher bläulich, kaltem Licht, der bei einem vertrauenswürdigen Händler gelistet ist. Ich verwende die "Osram 66144CBI Xenarc Coolblue Intense 12V 35W PK32D-2" (5500K). Wer mir etwas Gutes tun will, kann sie über meinen Affiliate Link bei Amazon bestellen (Link auf Amazon am Ende des Artikels).
Und merkt man es? Natürlich habe ich die Veränderung versucht, "wissenschaftlich" zu ermitteln. Wen das Verfahren nicht interessiert, einfach den folgenden kursiven Absatz überspringen...
Messprinzip. "Machen wir halt einfach ein Bild vorher und nachher - das ist doch einfach".
Nein, das ist es nicht. Denn die meisten Leute verwenden die kleinen elektronischen Kameras im Vollautomatik Modus ("Grüner Deppen Modus" genannt) und da macht die Kamera mehrerlei "von selbst".
Sie versucht zuerst, zu erraten, wie hell sie das Bild belichten muss und gleicht damit schonmal unterschiedliche Lichtverhältnisse zum Teil wieder aus. Wer es nicht glaubt, soll sein gutes Stück - also die Kamera - auf eine gleichmässig weisse Wand und einen gleichmässig dunklen Hintergrund richten und jeweils ein Foto machen. Das Ergebnis ist "erhellend" (im wahrsten Wortsinne).
Zusätzlich korrigiert die interne Bildverarbeitung die Lichtfarbe ("automatischer Weissabgleich"). Auch das können wir hier nicht brauchen.
Lösung: Ich habe die Vorher/Nachher Bilder im "voll manuellen" Modus und festem Weissabgleich durchgeführt. Die RAW Bilder in Lightroom importiert und in der Belichtung zwei Blendenstufen abgedunkelt (im Original waren die Bilder für diesen Zweck eher zu hell belichtet). Somit sind die Bilder vergleichbar.
Natürlich steht das Auto in beiden Fällen recht genau in gleichem Abstand zur Wand (aber das versteht sich ja von selbst).
Ich gebe zu, ich hätte kein so eindeutiges Ergebnis erwartet.
Nachfolgend noch zwei Bilder vom Inneren des Scheinis. Und hier wird auch klar, warum es eine gute Idee ist, den Scheinwerfer zum Wechsel der Lampen auszubauen (was ich sowieso immer tun würde, weil nach dem Ausstecken des Scheinwerfers die Spannung getrennt wird).
Der Hochspannungsanschluss reicht in der Länge gerade so aus, dass man den Stecker reinfummeln kann. Wer dabei anfängt, die Birne zu verkanten, riskiert, das 70 Euro Teil zu beschädigen (und Quecksilber enthält das Ding auch zu allem Überfluss noch)!
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