Leuchtdioden ein paar Entscheidungshilfen

Ich höre oft in Diskussionen, dass die meisten "normalen" Menschen inzwischen vollkommen überfordert sind mit der Auswahl und den Kriterien für die Leuchtmittelwahl. Dann kauft man aus Verzweiflung irgendeinen Billigmist und 6 Monate später hört man in der Kaffeeküche so Aussagen wie "das ganze LED Zeugs ist doch Schrott". Ich versuche hier einmal allgemeinverständlich darzustellen, wie man die meisten lichttechnischen Katastrophen vermeiden kann. Kursiv gedruckte Bereiche schrieb ich für Leute, die etwas mehr Wert auf Details legen...

eine 6W Philips LED: 2700K

 

KRITERIEN FÜR DIE AUSWAHL EINER LED (ALLGEMEIN UND ALS ERSATZ EINER GLÜHLAMPE).


Wie hell (die Sache mit den Lumen)?
Die Lumenzahl gibt an, wie hell die Lampe leuchtet. Aber das ist leider nicht die ganze Wahrheit.
Je nach Einsatz des Leuchtmittels können die Ergebnisse variieren. Als (grobe) Hilfe kann man sich in etwa merken:

Glühlampe (Leistung)
Lumen
40W 400 Lumen
60W 700 Lumen
75W 900 Lumen
100W 1400 Lumen


Beispiel: Eine Leuchte verteilt 500 Lumen gleichmäsßg in einem Strahler, der aber durch einen Reflektor das meiste Licht nach vorne lenken möchte. Je nach "Verdrecktheit" des Reflektors kommt in der Summe weniger Licht vorne an, als beispielsweise bei einer LED, die vielleicht nur 400 Lumen (aber alle nach vorne) abstrahlt.
Sehr stark ist dieser Effekt bei LED-Ersatzlampen für Leuchtstoffröhren. Die (normalen) Röhren strahlen nach allen Seiten, LEDs (z.B.) nur nach unten. Wo in dieser Richtung das Licht auch gebraucht wird, kann eine LED mit geringerer Lumenzahl vollkommen ausreichen.

Und weil es nicht schon kompliziert genug ist, bewerten die Lumen die Empfindlichkeit des menschlichen Auges für verschiedene Wellenlängen des Lichts. Im Bild unten erläutert die rote Kurve die spektrale Empfindlichkeit des menschlichen Auges bei Tag. Ganz simpel ausgedrückt, reicht es erst einmal zu bemerken, dass das Auge für grün am empfindlichsten ist und folglich "grüne Lumen billig sind". Hat also die neue billig Lampe unglaubliche Lumenwerte und einen unlustigen grünlichen Farbstich? Jetzt wisst Ihr warum!

Quelle: Hahn (Link) @ http://commons.wikimedia.org/

Quelle: Hahn (Link) @ http://commons.wikimedia.org/


Lichtfarbe "ich will es nicht so kalt"
Kauft Leuchtmittel mit 2700K (zur Not auch 3000K)! Je höher die Zahl, desto "kälter" wirkt das Licht.
Die Leuchtfarbe wird in "K" (Kelvin) angegeben. Je niedriger die Zahl, desto wärmer. 2700K empfinde ich als sehr angenehm. 4000K als grenzwertig und 6000K als sehr kalt. Leider "arbeitet" die "Angenehmheit" der Lichtfarbe etwas "gegen" die Effizienz. Sprich - wer "warmes" Licht will, muss ein klein wenig auf Helligkeit verzichten. Deswegen sind viele "superhelle" LEDs (auch Taschenlampen) eher kalt in der Farbe.


Da war noch was: Lichtqualität.
Mindestens einen Farbwiedergabeindex (oder "CRI") von "80" kaufen (größerer Wert ist besser - "100" ist das Maximum)! Manchmal muss man in der Produktbeschreibung etwas klicken und wühlen, aber irgendwo hat dieser Wert zu stehen!
Der Effekt ist bekannt: Im Geschäft sehen die Klamotten anders aus, als auf der Straße. Dann wurden Lampen mit einem schlechten CRI oder Farbwiedergabeindex eingesetzt. Alles unter 80 sollte man in Wohnräumen meiden. Im Detail besteht der CRI aus einem Mittelwert aus 8 Testfarben und kann maximal 100 werden.


Bonus: Die Kennzeichnung von Leuchtstofflampen lesen.

Hier ein "840" er Leuchtstoffröhre - Farbwiedergabeindex 80% - 4000K. Eine ganz gute "kalte" Röhre für den Keller

Oft liest man eine dreistellige Zahl auf den Röhren (auch kompakten Energiesparlampen). z.B. "827" = das heißt: Farbwiedergabeindex 80% (die "8") und Lichttemperatur 2700K (also die "27"). Diese Lampe ist gut; eine 927 wäre das höchste der Gefühle. Und jetzt wird auch klar, was von einer Baumarkt-"460" zu halten ist (Farbwiedergabe 40%, 6000K - das hängt man gerade mal in den Keller).



Flimmern
Aufgrund der elektronischen Ansteuerung der LEDs werden diese "eigentlich" andauernd sehr oft ein- und ausgeschaltet (eine alte Leuchtstoffröhre ohne elektronisches Vorschaltgerät "flimmert" zum Vergleich 100 mal pro Sekunde). Je nach Aufwand, den der Hersteller getrieben hat, geschieht das mehr oder weniger oft. Ich persönlich hatte noch nie Probleme damit, dass mir Licht "flimmerig" vorkam. Unstreitig bleibt, dass bei Video und Fotoaufnahmen Effekte in Zusammenhang mit der Kamera auftreten, die sehr ärgerlich aussehen können (Streifen im Bild - Details dazu hier). Hier empfehle ich die tiefergehende Lektüre von Wolfgang Messers Fastvoice Blog (Link). Er geht sehr extensiv in Details und führt derartige Messungen durch.

Dimmbarkeit
Wenn sie nicht benötigt wird, sollte man darauf verzichten. Sie erfordert Kompromisse, die im Zweifel die Lampe eher schlechter machen.


Stromersparnis
Gehen wir vom Ersatz einer 40W Glühbirne aus, spart die 6W LED (bei 0,29ct/KWh) pro 1000h Betrieb (1000h*0,034kW*0,29ct/kWh) knapp 10 Euro Strom.

Tipp: Allgemeines zur Lebensdauer. Ich hatte schon Frühausfaller bei mehreren Herstellern (auch bei großen). Deswegen bestelle ich gerne die Lamperl online, damit ich bei Bedarf das Kaufdatum verifizieren kann und keine Belege aufbewahren muss. Auch schreibe ich das Datum und den Händler auf die Fassung. Ihr glaubt nicht, wie einen das wurmt, wenn schon nach 1000h die teure LED ihren Geist aufgibt.

 

 

Selbst messen....

Fürs Grobe: RGB Werte....

Eine rudimentäre Messung können die meisten von uns selbst durchführen: mit ihrer Kamera! Als einziges Hilfsmittel wird eine "Graukarte" benötigt.

Die Kamera muss auf "Manueller Weißabgleich" und "Tageslicht" gestellt werden (extrem wichtig - "automatischer Weißabgleich" zerstört die Messung!). Alle anderen Einstellungen bleiben eher unrelevant.

Man beleuchtet die Graukarte möglichst gleichförmig (Kamera darf ruhig unscharf eingestellt sein) bis die helle Fläche das gesamte Bild füllt. Die Kamera sollte ein "RGB Histogram" anzeigen können (oder man benutzt Photoshop oder eine ähnliche Software hierzu).

Bei Sonnenlicht (das erste Bild der rechts stehenden Galerie), müssen die "Berge" der drei Grundfarben auf gleicher Höhe sein.

Jetzt klickt bitte ein Bild weiter in der Galerie. Hier sehen wir eine "mittelmäßige LED" (ca. 6000K). Blau und Grün eilen dem Rot vor. Das Licht wirkt blau/grünstichig. Vorteil für den Hersteller: Grün wird zur Berechnung der Lumenwerte stärker bewertet und die LED sieht in Zahlen heller aus.

Das letzte Bild der Galerie zeigt eine sehr gute "warme" LED (rot eilt voraus). Etwa 2700K.

Wichtig: bei dieser "Pi-mal-Daumen" Messung spielt nur die relative Lage der Bergerl zueinander eine Rolle!. Warum sollte man eine Graukarte verwenden und kein weißes Hemd oder Blatt Papier? Weil bei diesen Alltagsgegenständen oft optische Aufheller benutzt werden, die den Blauanteil künstlich erhöhen.


Im Detail: Farbtöne

Ich verwende als Referenz einen "xrite Color Checker Passport". Die Bilder wurden auf einigermaßen gleiche Belichtung der obersten weißen Fläche auf der linken Hälfte abgeglichen. Ich habe lange überlegt und dann doch beide manuell auf gleiches "weiß" kalibriert. Somit geht der Grünstich dieser LED (links) verloren. Man erkennt aber dennoch sehr gut die Probleme im Rotbereich (Markierung im Bild)

Bild vergrössern durch Klicken


Farbtemperatur bestimmen (näherungsweise)

Sofern Ihr brav das Bild Eurer Graukarte erstellt habt (siehe oben), könnte Ihr in Lightroom mit Hilfe des "Automatischen Weißabgleichs" auf die Graufläche ungefähr die Lichtfarbe ablesen (in Kelvin).




WARUM GEHEN SIE ÜBERHAUPT KAPUTT?


Entgegen der landläufigen Meinung "brennen" die LEDs selbst eher kaum durch oder verbrauchen sich. Jedenfalls wenn sie gut behandelt werden. In der Regel zerlegt sich die Ansteuerungselektronik und führt zu katastrophalen Ausfällen (bis zum Tod der LED). Momentan geht man davon aus, dass die angegebenen Lebensstunden sich primär auf die Vorschaltelektronik beziehen (insbesondere die Kondensatoren stehen im Dauerverdacht, hier Lebenszeitbegrenzung auszuüben).

Meine Meinung
Ich kaufe nur bei den großen Herstellern (dies ist eine subjektive Liste): "Osram, Philips, Megaman LG und Samsung". Ich schicke Frühausfaller zurück (auch wenn das ab und zu finanziell und zeittechnisch eher fragwürdig scheint). Einerseits ermöglicht das den Firmen, ihre Qualitätssicherung zu verbessern, andererseits entsteht auch betriebswirtschaftlicher Druck, es wirklich zu tun. Denn jeder Ausfall, der zurückkommt, kostet ein Mehrfaches des Gewinnes eines Leuchtmittels.

Halb zersägte OSram LED mit E27 Sockel - man sieht die ausflussöffnungen der Vergussmasse

25.01.2015: Momentan läuft eine Rücksendung einer Osram LED, die nach geschätzten 1000h den Geist aufgegeben hat. Was mir sehr gut gefällt: der Service hat geschluckt, dass ich keinen Kaufbeleg mehr hatte. Ich werde diese Stelle hier updaten, wenn es Neuigkeiten gibt.

Es gibt Neuigkeiten zur Rücksendung. Den ganzen Bericht findet Ihr hier (Link).