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Serienkritik: "Fortitude Season 2"

Diese Kritik bezieht sich auf Season 2 der Serie (Link auf meine Kritik des ersten Teils).

Kälte, Eis und Morde

Nicht erst seit Fräulin Smila Ihr Gefühl für die winterliche Räumpflicht entdeckte, erfreuen sich Filme, die in den eisigen Gefilden (die gibt´s nicht nur in Schweden!) steigender Beliebtheit. Ich werde jetzt voraussetzen, dass Ihr Season 1 dieser Serie konsumiert habt, denn:

Der folgende Text enthält Spoiler der Season 1.

Ich empfand das Setup der Serie als durchaus "fröstelnd faszinierend". Der Zuschauer realisiert zuerst nicht wirklich, ob hier "nur" ein Mord aufzuklären sei oder vielleicht noch ganz andere Dinge passieren mögen (unaussprechlich Dinge - Uuuuuuh!). Season 1 räumt dann recht schnell mit dem Chaos auf und die Ursache allen Übels wird gefunden. Und das eigentlich auch recht sinnstiftend und schön nachvollzihebar. Hierzu lese der geneigte Interessierte meinen Review (mit dem Spoilerteil), der sich hinter diesem Link verbirgt.

 

Noch mehr Morde

Season 2 beginnt noch erschreckender als der erste Teil. Mehr und mehr beginnt mich die explizite Metzelei abzuschrecken. Die eiskalte Erkenntnis greift nach mir: hier wird bewusst mit den Ekeleffekten gearbeitet ohne dass sie wirklich notwendig erscheinen. Würden die Schauspieler und die Atmosphäre nicht derart einschneidende Eindrücke hinterlassen, hätte ich der Pilotfolge sofort den Kopf abgesägt.

 

Was soll das?

Den Trend habe ich jetzt schon in vielen "Krimis" beobachtet. Es ging mit den Filmen aus dem nordischen Bereich los. Teilweise sehr gekonnt, spielten die mit den flugs neu gesetzten Ekelgrenzen. Wieviel kann man dem handelsüblichen Seriengucker zumuten?

Fortitude geht in Season 2 hier einen Schritt weiter als gewohnt. Mir war es an einigen Stellen schlichtweg zu viel. Positiv gesehen darf ich aber auch nicht verschweigen, dass hier sehr penibel darauf geachtet wird, am Ende wieder alles sinnvollzusammenzupuzzlen.

Mich stört nicht unbedingt die Menge des geronnenen Blutes (die Serie distanziert sich deutlichst von reinen Metzelstreifen). Muss aber jede Gräueltat teilweise derart deutlich gezeigt werden? Und am Ende, wenn das Blut geronnen ist, darf man auch die alles entscheidende Frage stellen: "Um was ging es eigentlich". Mehr im Spoiler nach dem Trailer.

Ich denke nicht. Dieser Serie hätten ein paar "gnädige" Schnitte gut getan.

 

Wissenswerte: Gibt es Die Sache mit dem "Rentier Saft"

Rentiere verspeisen überliefertermaßen durchaus Fliegenpilze (und wirkten danach berauscht). In der Serie wird behauptet, dass das ausgeschiedene Urin als Droge brauchbar sei. Man vermutet, dass der giftige Stoff "Muscarin" aus dem Pilz zum Halluzinogen "Muscimol" umgebaut werde.

Auf der Suche nach Beweisen stößt man auf ein obskures Kunstobjekt [1] und Andy Letchers Blogpost [3], der behauptet - nach anfänglicher Skepsis - Beweise erfahren zu haben (siehe Quellen unten).

Zumindest scheint einiges an diesem Teil der Geschichte der (möglichen) Wahrheit zu entsprechen.
 

Quellen:

  1. Kunst oder Experiment? (Artikel aus der FAZ)

  2. Medical and Health Sciences Volume XIV (Link).

  3. Andy Letchers Selbsterfahrung: (Blogpost)


 

Trailer

 

/* Spoiler: Wie endet Fortitude Season 2 */

Beinahe alles löst sich in einem unlustigen Logikwölkchen auf. Aber, wenn man genau hinsieht, klaffen einige ziemlich lächerliche Klischee Lücken aus dem geschmolzenen Schnee:

Der böse Biotech Konzern (verkörpert anfangs nur von Khatri) geht buchstäblich über Leichen. Hier lauert auch ziemlich viel Unlogik.. Khatri soll weggeräumt werden, nachdem sie die Unterlagen auslieferte. Vollkommen unlogisch. Egal wie vollständig die bisherigen Forschungen auch waren, hier muss noch weiter gearbeitet werden (sonst hätten die Jäger des Konzerns auch nicht versucht, Dan einzufangen und mitzunehmen).

Klischee und Logikfehler - so habe ich es gern!

Da war ja noch "Vladik der Schamane". Eine tolle Figur. Eine wahnwitzige Schauspielleistung. Kondensiert man aber seine (Un)Taten aus der Handlung bleibt erschreckend wenig "andere" Substanz übrig. Und weil ich gerade über Substanz lästere, kann ich mir eine weitere Kritik nicht ersparen:

So richtig überzeugt hat mich die Idee nicht: Dan hat den Paraiten wohl nur überlebt, da er in seiner "Phase" so ziemlich alles in sich geschüttet hat, was nicht angekettet war (darunter wohl auch Rentier Saft). Jetzt wird der Saft als "Heilmittel" gegen den Parasiten gehandelt. Natürlich ist das kein "totaler" Quatsch, aber auch keine umwerfende Lösung!