Filmbesonderheit: "Birdman - die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit"

Handlung (in aller Kürze)

Der Film beginnt recht unmittelbar und stellt uns den Haupt Protagonisten "Riggan Thomson" vor. Riggan firmierte in seinen besseren Tagen als bekannter Actionstar der Comic Verfilmung "Birdman" (sowas wie eine Mischung aus "Rocketeer" und "Spiderman" - nur mit Flügeln). Wir stoßen auf ihn inmitten der Proben eines Theaterstücks. Er spielt die Hauptrolle und auch die Adaption geht auf sein Konto. Mit diesem Stück wird er es allen noch einmal richtig beweisen!

Realisation

Während den vielen Dialogen klebt die Kamera verliebt voyeuristisch auf der Großaufnahme der Handelnden. Gerne verfeinern auch ungewöhnliche Schwenks und Perspektiven die Gesamtkomposition. Visuell vermittelt der Film das Gefühl von dezent innovativer Optik gepaart mit einem Schuss Reality TV und einer Prise Surrealität. Genial unterstützt vom bizarren Soundtrack: Eine gefühlte Ewigkeit bleibt das Schlagzeug die einzige akustische Untermalung, die die Tonspur (außer Dialogen) zulässt. Gleichend einem "Slowmotion" Trommelwirbel vor dem ganz großen Kunststück. An bestimmten "Birdman-Phasen" Stellen ver(w)irrt sich beiläufig eine Prise Musik in den Soundmixer. 

Meinung

Birdman kombiniert ultra trockenen Humor mit länglichen (aber nicht überlangen) philosophischen Dialogsequenzen. Dargeboten von einer Riege verdient grossartiger Schauspieler. Ein Film, der auf eine - für mich seltsame - Art und Weise unterhält. Der Film lebt und kämpft gleichzeitig mit seiner Dialoglastigkeit, siegt aber auf der übergeordneten Handlungsebene: Riggans Theater-Stück vermischt sich mehr und mehr mit seinem realen Leben (sowohl inhaltlich als auch optisch). Ende beginnt der Film, sich selbst, sein Genre und das Action Genre auf die Schippe zu nehmen. Dezent aber fühlbar.

Eine trocken - schwarzhumorige Achterbahnfahrt der Eitelkeiten und Träume erwartete den Zuschauer. Ein "schräger Vogel" Film, den ich gerne gesehen habe (auch wenn der Hintern vom Sitzen langsam schwer wurde), aber kein zweites Mal sehen werde. Am Ende des Tages bleibt Birdman ein irgendwie laue Geschichte, die hervorragend erzählt von Meistern ihres Faches auf die Leinwand geschrieben wurde.

 


Leichte Spoiler

Die Besetzung korrelliert auf amüsante Weise mit der Historie der Schauspieler. Michael Keaton schlüpfte 1989 in die Kutte des Batman (klingt das nur zufällig ähnlich zu "Birdman"?). Edward Norton scheint sich - oberflächlich betrachtet - selbst zu spielen. Oder ein Alter Ego seiner Selbst. Ein klein wenig an "Fight Club" reminiszierend geht er auch in diesem Film wenig Konfrontationen aus dem Weg. Er lebt auf der Bühne. Dort liefert er geniale Leistungen, das Leben hingegen macht ihn nervös.

Riggans Allmachtsphasen verwirren zwar anfangs, gewinnen aber mehr und mehr Unterhaltungswert. Während der Zuschauer sich noch mit der Frage quält, ob Riggan wirklich fliegen kann (wenigstens ein bisserl beim Meditieren?), gerade vom Dach gefallen ist oder einfach nur durchdreht, sehen wir - kurz angebunden - einen Taxifahrer den unbezahlten Fahrpreis monieren. Auch ein Vogel fährt mal Taxi!
Und so schlägt die Superheldenfatasie krachend auf dem Boden der Tatsachen auf. Birdman kann nicht fliegen.

Spoiler - Interpretationsansätze

Großartig die Szenen im Krankenhaus: Birdman sieht sein Alter Ego gemütlich auf der Schüssel strullern. Die endgültige Demontage eines Superhelden. Interessant beobachtet der an der Nase herumgeführte Zuschauer, wie nach Riggans "Unfall" sein Zinken eine bedenkliche Ähnlichkeit zum Schnabel des neben ihm sitzenden Vogelmenschen angenommen hat.

Am Ende der Streifens vermurkseln sich reale und irreale Ebene. Der Antiheld steigt aus dem Fenster. Er will fliegen. Schnitt. Auf der Suche nach Riggan tritt seine Tochter an die Öffnung - wir erwarten einen entsetzten Blick nach unten, sehen aber einen entspannten Blick nach oben gerichtet. 

Birman fliegt wieder.

 

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